Neuseeland wird britische Kolonie

Hier wurde der Vertrag von Waitangi unterzeichnet
Hier wurde der Vertrag von Waitangi unterzeichnet

Die europäischen Siedler kamen überwiegend aus Großbritannien, mit dem es auch erste Handelsbeziehungen gab. Im Jahr 1832 wurde James Busby als erster britischer Repräsentant in Neuseeland ernannt. Als sich Ende der 1830er Jahre die private New Zealand Company mit der Absicht gründete, das Land geplant zu besiedeln, beauftragte die britische Regierung schließlich den Marineoffizier William Hobson, Neuseeland zu einer britischen Kolonie zu machen. Am 6. Februar 1840 erfolgte die Unterzeichnung des Treaty of Waitangi. In diesem Vertrag unterschrieben die anwesenden Maori-Häuptlinge, dass sie die Hoheitsrechte des Landes auf die britische Krone übertragen und im Gegenzug die Souveränität über ihre Ländereien und Besitztümer sowie die Anerkennung als gleichberechtigte Bürger erhalten. Der Ankauf von Land aus Maori-Besitz stand allein der britischen Krone zu.

Was auf dem Papier gar nicht so schlecht klingt, brachte in der Praxis gravierende Probleme mit sich. Zu den kulturellen Missverständnissen über den Inhalt des Vertrags (beispielsweise in Bezug auf die Frage des Landbesitzes) gesellte sich die Eigenart, dass die Maori-Übersetzung in wesentlichen Punkten nicht mit der englischen Version übereinstimmte. Verschärft wurden die Probleme durch den stetigen Zufluss von neuen Siedlern und deren Bedarf an Land: Lebten 1840 gerade 2000 Pakeha in Neuseeland, waren es 1864 bereits über 170.000. Organisationen wie die New Zealand Company verhandelten beim Ankauf des dringend benötigten Landes häufig nicht mit den verantwortlichen Personen der Stämme und zahlten zu geringe Beträge. Auch war Landbesitz im europäischen Sinn den Maori fremd: Wurde das erworbene Land von den Pakeha nicht auch besiedelt, erkannten Maori den Erwerb nicht an.

Flaggenmast in Waitangi
Flaggenmast in Waitangi

1843 erwarb die New Zealand Company von einem Betrüger ein Stück Land in der Gegend von Nelson. Als eine Gruppe von Siedlern versuchte, die dort lebenden Maori von dem vermeintlich erworbenen Land zu vertreiben, kam es zum ersten bewaffneten Konflikt seit der Unterzeichnung des Vertrags von Waitangi. Im Hutt Valley nördlich von Wellington kam es aufgrund einer komplizierten Besitzlage 1846 ebenfalls zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Schwerwiegender war der 1845 im Northland ausgebrochene Konflikt: Durch die Verlagerung der Hauptstadt von Kororareka nach Auckland litt die Region wirtschaftlich und die Unzufriedenheit unter den Maori nahm zu. Der Häuptling Hone Heke sägte zunächst mehrfach den Flaggenmast um, bevor es zu einem zehnmonatigen Krieg zwischen seinem Stamm und den Truppen des Gouverneurs – unterstützt durch einen anderen Maori-Stamm – kam, während dessen durch die Explosion eines Pulverlagers große Teile von Kororareka in Flammen aufgingen.

Unter dem Gouverneur Grey wurde in den folgenden Jahren ein System entwickelt, das sicherstellen sollte, dass die Belange der Stämme berücksichtigt wurden, bevor die Regierung Land kaufte und es an Siedler weiterverkaufte. Im Großen und Ganzen herrschte in dieser Phase ein kooperatives Klima zwischen Pakeha und Maori, die in vielen Regionen und besonders im Inland unbehelligt von den neuen Siedlern ihr bisheriges Leben weiter führen konnten. So gab es fast 15 friedliche Jahre, in denen allerdings die Pakeha das Land weiter erkundeten und sich rasch weiter in ihm ausbreiteten. Den Maori wurde bald bewusst, dass die »Pakeha-Welle« viel größer war, als man sich das hatte vorstellen können. Auf der Nordinsel schlossen sich nun mehrere Maori-Stämme zusammen und wählten einen König, um die Maori-Interessen zu bündeln und auch weitere Landverkäufe zu verhindern.

Maori-Krieger
Maori-Krieger

Im Jahr 1860 kam es zu einem erneuten Disput über einen Landverkauf in Taranaki. Gouverneur Gore Brown sandte Soldaten, um eine friedliche Landbesetzung zu beenden. Daraus entwickelte sich der Taranaki War, der nach weiteren Gefechten 1861 mit einem Waffenstillstand beendet wurde. Mittlerweile war wieder Grey Gouverneur; er hatte sich zum Ziel gesetzt, der Königsbewegung ein Ende zu machen und entsandte daher 20.000 Mann ins Waikato-Gebiet, darunter neben regulären Truppen auch Milizen und Maori von Stämmen, die sich nicht der Königsbewegung angeschlossen hatten. Nach dem Sieg wurden die fruchtbaren und strategisch interessanten Gebiete von Maori enteignet – auch von Stämmen, die auf der Seite der Regierung gekämpft hatten – und teilweise an die Milizionäre als Belohnung gegeben. Der Maori-König zog sich ins seither so genannte King Country im Westen der Nordinsel zurück.

Weitere Kriege folgten in verschiedenen Regionen bis in das Jahr 1872. Dabei wurde der Krieg von Seiten der Regierungstruppen auch gegen die Zivilbevölkerung ausgedehnt, indem Dörfer und Felder zerstört wurden. Nach Ansicht der Pakeha wurde damit der Vertrag von Waitangi durchgesetzt, nach Ansicht der Maori hingegen wurde eben dieser Vertrag insbesondere durch die Enteignung von Ländereien verletzt. In der Folge verbreiteten sich Krankheiten wie Grippe, Masern und Ruhr; Mangelernährung und Krankheiten führten zu einem Absinken der Geburtenrate. In nur 40 Jahren vom Beginn der Neuseelandkriege bis zum Ende des Jahrhunderts wurde die Maori-Bevölkerung so um 25% reduziert.