Papageien

Insgesamt gibt es in Neuseeland sieben endemische Papageienarten. Drei von ihnen – Kea, Kaka und Kakapo – gehören zur Familie der Nestoridae. Daneben gibt es noch vier Arten von Laufsittichen: Red-crowned Parakeet (Ziegensittich, Cyanoramphus novaezelandiae), Yellow-crowned Parakeet (Springsittich, Cyanoramphus auriceps), Orange-fronted Parakeet (Cyanoramphus malherbi) mit weniger als 50 wild lebenden Exemplaren und den nur auf den Antipodes Islands vorkommenden Einfarblaufsittich. Lediglich der Yellow-Crowned Parakeet gilt nicht als gefährdet. Die drei in Neuseeland lebenden Parakeet-Arten werden von den Maori Kakariki (kleiner Papagei) genannt; sie sind am ehesten in Vogelgehegen zu sehen.

Kea
Kea
Nestor notabilis

Einer der bekanntesten neuseeländischen Vögel nach dem Kiwi dürfte der Kea sein, der seinen Namen seinem Ruf verdankt. Er ist mit einer Länge von bis zu 50 cm ein großer Papagei mit kräftigem gebogenem Schnabel. Sein Gefieder ist olivgrün; nur im Flug zu sehen ist die rote Unterseite der Flügel. Als Gebirgspapageien bevorzugen sie die Wälder und Berge der Südinsel, wo sie meist in Höhen von 950–1450 m leben, sind aber auch unterhalb der Gletscher an der Westküste zu sehen. Derzeit gibt es etwa 1000–5000 wild lebende Keas. In ihren Nestern, die oft unter Felsbrocken in höheren Wäldern liegen, brüten sie zwischen Juli und Januar zwei bis vier Eier aus. Nachdem für erlegte Keas lange Zeit ein Kopfgeld gezahlt wurde und mehr als 150.000 Vögel getötet wurden, stehen Keas seit gut 20 Jahren unter Artenschutz. Sie gelten als sehr intelligent und werden bis zu 20 Jahre alt.

Keas sind sehr neugierig, was ihnen das Überleben in der rauhen alpinen Bergwelt ermöglicht. Sie ernähren sich bevorzugt vegetarisch, verachten aber auch Larven und Insekten nicht. Ihre Neugier veranlasst sie dazu, sich auf der Nahrungssuche Menschen zu nähern – berüchtigt sind sie für ihren Umgang mit allein gelassenen Gegenständen wie Zelten, Stiefeln, Fahrrädern oder Autos, aus denen sie mit ihren kräftigen Schnäbeln die Fensterdichtungen herausbeißen können. Man sollte sie auf keinen Fall füttern, da dadurch insbesondere junge Keas die eigenständige Suche nach Futter aufgeben können und abhängig von Menschen werden. Zu den natürlichen Feinden gehören die üblichen Verdächtigen, die leicht in die Bodennester eindringen können.

South Island Kaka
South Island Kaka
Nestor meridionalis

Kakas sind zusammen mit den Keas die einzigen noch existierenden Nestorpapageien. Sie leben hauptsächlich in Neuseelands ursprünglichen Wäldern in niedrigen bis mittleren Höhen; dort spielen sie eine wichtige Rolle als Verteiler von Pollen. Mit einer Länge von 45 cm sind Kakas ähnlich groß wie Keas, ihr Gefieder ist eher braun-grün mit ebenfalls roten oder orangefarbenen Federn unter den Flügeln. Von ihnen gibt es zwei Arten: den etwas kleineren Nordinsel-Kaka sowie den Südinsel-Kaka, der ein etwas kräftiger gefärbtes Gefieder besitzt und einen grau-weißen Kopf hat. Mit ihrem sehr kräftigen Schnabel können Kakas sogar Kauri-Zapfen öffnen; sie nutzen den Schnabel auch, wenn sie bei der Futtersuche auf Bäumen klettern und um Futter zu halten.

Gefährdet sind Kakas vor allem durch den Verlust ihres Lebensraums, aber auch durch die eingeführten Possums, Bienen und Wespen. Mit ihnen konkurrieren sie um Nahrung wie Ratablätter und Honigtau, der von Kakas vor allem auf der Südinsel während der Brutzeit wichtig ist. Außerdem brüten sie in hohlen Bäumen, in denen brütende Weibchen, Küken und Eier Raubtieren ausgeliefert sind. Waren Kakas bei der Ankunft der Europäer noch weit verbreitet, ist der Nordinsel-Kaka heute praktisch nur noch im Whirinaki und im Pureora Forest Park sowie einigen Inseln wie Little und Great Barrier Island sowie Kapiti Island zu finden. Der Südinsel-Kaka ist dagegen von Nelson entlang der Westküste bis zum Fiordland und auch auf Stewart Island noch recht weit verbreitet.

Kakapo
Kakapo
Strigops habroptilus

Der bis zu 65 cm große und über 2 kg schwere, nachtaktive Kakapo ist vermutlich die größte Papageienart der Welt. Aufgrund seines Aussehens und des Gefieders wird er auch als Eulenpapagei bezeichnet. Fliegen können sie nicht, dafür sind sie aber gute Kletterer. Vor allem die Männchen und die Jungen sind laut und auch aufgrund ihres starken Eigengeruchs für Feinde leicht aufzufinden. Ein Fluchtverhalten ist nicht vorhanden: Bei Bedrohung bleibt der Kakapo regungslos sitzen. Dies war gegenüber dem früher einzigen Feind, dem Riesenadler, wohl ein angemessenes Verhalten, den modernen Feinden wie Ratten, Katzen und Wieseln gegenüber ist es jedoch weniger hilfreich. Die Zerstörung der natürlichen Lebensräume insbesondere durch die europäischen Siedler im 19. Jahrhundert hat bereits zuvor ihren Teil zur Dezimierung der Bestände beigetragen.

Der Fortbestand wird auch dadurch behindert, dass Kakapos eine sehr geringe Fortpflanzungsrate besitzen, was teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die Paarungsrufe der Männchen zwar weithin zu hören, aufgrund der niedrigen Tonfrequenz aber sehr schwer zu orten sind. Außerdem brüten Kakapos nicht in jedem Jahr. Die Jungen werden in Nestern am Boden groß gezogen. Der Kakapo ist wohl von allen Vogelarten am stärksten vom Aussterben bedroht. Nach einer Rekordsaison, in der in diesem Jahr 34 Küken geschlüpft sind, gibt es derzeit 125 Exemplare. Die Erwachsenen sowie einige Küken leben auf den raubtierlosen Inseln Anchor Island im Fiordland und Whenua Hou (Codfish Island) vor Stewart Island; in Invercargill wird die Mehrzahl der Küken von Hand groß gezogen. Weitere Vorkommen sind nicht bekannt. Eine der wohl interessantesten und amüsantesten Schilderungen des Kakapo ist die von Douglas Adams in seinem Buch »Die letzten ihrer Art«.