Laufvögel

Da es in Neuseeland keine Landsäugetiere gab, konnten sich in den entsprechenden ökologischen Nischen Vögel breit machen. So verlegten einige Vogelarten ihren Lebensraum vollständig auf den Boden, wo sie ihre Nahrung suchen und ihre Nester bauen, und mussten daher nicht mehr fliegen. Da sie sich nicht mehr in die Luft erheben mussten, haben einige Arten auch stark an Gewicht zugelegt und gehören nun zu den größten und schwersten Vertretern unter allen ihren Verwandten. Die wohl bekannteste flugunfähige Art, die Kiwis, wird auf einer separaten Seite beschrieben. Einige weitere Arten folgen auf dieser Seite.


Weka
Gallirallus australis

Weka-Rallen besitzen zwar Flügel, können aber nicht mehr fliegen. Vermutlich haben sie früher in Feuchgebieten gelebt, sich dann aber in Wäldern und Gebüsch zurückgezogen, wo sie das Fliegen aufgaben. Sie werden bis gut 50 cm hoch und 1 kg schwer. Wekas besitzen ein dunkles, bräunliches Gefieder und kräftige Beine und Füße, im Gegensatz zum Kiwi jedoch einen kurzen Schnabel. Wekas sind sehr ortsbezogen und wandern auch aus großen Entfernungen zurück in ihr Heimatgebiet. Neben Samen und Früchten gehören Insekten und Würmer, aber auch kleine Vögel und Eier zu ihrer bevorzugten Nahrung, sodass bedrohte Arten mitunter vor Wekas geschützt werden müssen. Dennoch gelten auch die Wekas selber als bedroht

Eine Unterart, die North Island Wekas, ist auf der Nordinsel örtlich begrenzt anzutreffen. Auf der Südinsel sind die Western Wekas vor allem an den Marlborough Sounds, entlang des nördlichen Teils der Westküste sowie im Fiordland dagegen recht häufig. Auf den kleineren Inseln um Stewart Island sowie in einem Schutzgebiet bei Halfmoon Bay gibt es eine dritte, etwas kleinere Unterart: die Stewart Island Wekas. Eine vierte Unterart lebte früher auch auf der Südinsel, kommt aber heute nur noch auf den Chathams und Pitt Island vor. Sie sind sehr neugierig und besuchen auch Wanderhütten, Camping- und Parkplätze, wo sie gerne Futter und Gegenstände klauen – sie gelten gewissermaßen als die neuseeländischen Elstern. Früher wurden Wekas von Maori und Pakeha wegen ihres Fleisches und und Fetts gejagt; auf der Südinsel verwendeten die Maori ihre Haut und ihr Gefieder auch, um damit Umhänge herzustellen bzw. zu dekorieren. Heute sind Katzen, Hunde und Wiesel die größte Bedrohung, sodass die Vögel aus manchen Gegenden verschwinden. Auch Giftfallen, die eigentlich gegen Possums aufgestellt werden, können eine Gefährdung darstellen, wenn sie so aufgestellt werden, dass Wekas sie erreichen können.


Takahe
Porphyrio mantelli

Von der Takahe-Ralle glaubte man, sie sei ausgestorben, bis 1948 in den Murchison Mountains im Fiordland einige Paare gefunden wurden. In den fünfzig Jahren davor war nicht ein einzelnes Tier gesichtet worden. Die Vögel werden bis zu 50 cm hoch und sind an ihrem blau-grünen Gefieder und dem roten, gebogenen Schnabel leicht zu erkennen. Ihre nächsten Verwandten sind die noch flugfähigen Pukekos, die jedoch deutlich kleiner und vor allem schlanker sind. Takahes ernähren sich von Grassprossen, Gräsern und Farnwurzeln, die sie im Tussockgrasland und kleinen Südbuchenwäldern finden. Wie andere Vogelarten hatten auch Takahes kaum natürliche Feinde. Daher bildeten sich auch bei ihnen die Flügel zurück, so dass sie ihre Flugfähigkeit verloren. Ihr hohes Gewicht von bis zu 3 kg trägt ebenfalls dazu bei, dass die Tiere am Boden verbleiben müssen. Zwar werden sie mit bis zu 20 Jahren recht alt, jedoch ziehen sie jährlich nur ein bis zwei Junge groß, von denen nur ein kleiner Teil den ersten Winter überlebt.

Wie man aus Fossilien- und Knochenfunden weiß, waren Takahes früher über ganz Neuseeland verbreitet, wobei auf der Nordinsel vermutlich eine eigene Art lebte. Bereits zu Zeiten der Ankunft der Maori waren sie jedoch selten geworden. Nachdem der Bestand Anfang der 1980er Jahre auf 118 Tiere zurückgegangen war – Rotwild war als Nahrungskonkurrent eines der Hauptprobleme – gilt der Fortbestand der Art nun als gesichert, auch wenn sie nach wie vor hochgradig bedroht ist: Derzeit gibt es etwa 200 Exemplare. Bis heute befindet sich in den Murchison Mountains eine geschützte Region, in der Takahes weitgehend ungestört brüten können. Kleinere Gruppen gibt es außerdem auf Maud Island in den Marlborough Sounds, Mana Island und Kapiti Island vor der Westküste der Nordinsel knapp nördlich von Wellington und Tiritiri Matangi Island im Hauraki Gulf. In Gefangenschaft sind Takahes im Wildlife Centre in Te Anau sowie im National Wildlife Centre Mount Bruce bei Masterton zu sehen.


Moa

Von den straußenähnlichen Moas gab es nach derzeitigem Stand der Wissenschaft 10 Arten, deren größte bis über 3,50 m groß werden konnte; dies sind vermutlich die größten gefederten Tiere, die je gelebt haben. Alle Arten hatten einen eher kleinen Kopf und kräftige Beine. Vor der Ankunft des Menschen hatten Moas nur einen natürlichen Feind: Den Haast-Adler, der eine Spannweite von bis zu drei Metern gehabt haben soll. Lange Zeit wurden Kiwis als ihre engsten Verwandten angesehen, doch legen neuere DNA-Analysen nahe, dass sie eher mit Emus und Kasuaren verwandt waren. Aus diesen Analysen kann sich auch ergeben, dass die Anzahl der Moa-Arten größer war als bisher angenommen.

Moas lebten früher auf beiden Inseln – Gelegenheit, sie zu sehen, haben wir jedoch leider nicht mehr: Sie wurden vermutlich schon im 15. Jahrhundert durch intensive Bejagung ausgerottet. Sie wurden wurden wegen ihres Fleisches, der Federn und der Knochen gejagt, aber auch ihre Eier waren bei den Maori als Nahrungsmittel begehrt. Darüber hinaus wurde ihr Lebensraum durch Brandrodungen immer stärker eingeschränkt. In mehreren Museen des Landes sind wenigstens noch Skelette der Vögel zu besichtigen, so beispielsweise im Otago Museum in Dunedin, im Canterbury Museum in Christchurch oder im Auckland Museum. Falls Euch einmal ein Foto von einem Moa begegnet, ist auch das leider nur das Bild einer Rekonstruktion oder per Computer generiert.