Spielfilme

Filme von neuseeländischen Regisseuren sind erst in den 1990er Jahren in das Bewusstsein eines weltweiten Publikums gerückt, obwohl Geoff Murphys Verdichtung von Ereignissen der Neuseelandkriege Utu sowie Vincent Wards Erstling Vigil schon Anfang der 1980er Jahre in Cannes gezeigt wurden und das Endzeitdrama The Quiet Earth bereits 1986 erfolgreich in deutschen Kinos lief. Vermutlich die ersten internationalen Publikumserfolge von Filmen, die nicht nur in Neuseeland gedreht wurden, sondern auch neuseeländische Themen zum Gegenstand haben, sind Ein Engel an meiner Tafel und der mit einer Goldenen Palme und drei Oscars ausgezeichnete Film Das Piano von Jane Campion, die zuvor bereits einige Kurzfilme und Fernsehproduktionen abgeschlossen hatte. Dem erstgenannten Film liegen die autobiographischen Romane von Janet Frame zugrunde, einer Frau, die mehrere Jahre in einer Nervenheilanstalt verbringen musste, bevor sie mit ihren Büchern Erfolg hatte. »Das Piano« ist die Geschichte einer Schottin, die in ihrer arrangierten Ehe unglücklich ist und von ihrem Nachbarn über ihr Musikinstrument in ein neues Leben geführt wird.

Once Were Warriors Das Jahr 1994 sah mit Once Were Warriors (Die letzte Kriegerin) den ersten internationalen Erfolg des Regisseurs Lee Tamahori. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alan Duff wird die Geschichte der Familie Heke erzählt, die als arbeitslose Maori ihrer eigenen Kultur entfremdet, in der Welt der Pakeha aber nicht angekommen sind. Bereits die Eingangsszene macht klar, dass hier nicht das Neuseeland gezeigt wird, das man sich als Tourist gerne anschaut. Wer sich aber nicht nur für die schönen Seiten des Landes interessiert und außerdem eine packende Geschichte sehen mag, sollte sich diesen Film zu Gemüte führen – idealerweise in englischer Sprache, die auf der deutschen Ausgabe der DVD leider nicht verfügbar ist.

Lord of the Rings Der unbestrittene Star der neuseeländischen Filmszene ist Peter Jackson, dessen Zero-Budget-Film Bad Taste einen ersten Vorgeschmack gab auf den folgenden Horrorfilm Braindead. Neben seiner Vorliebe für Horror- und Splatter-Szenen ist in diesen frühen Filmen bereits der Spaß an Spezialeffekten zu erkennen, die auch den Film Heavenly Creatures so außergewöhnlich machen. Dieser Film, der Kate Winslet bekannt machte, beruht auf der wahren Geschichte zweier Freundinnen, die die Mutter der einen töten, um ihre Freundschaft zu retten. Jackson hat sich mit diesem Film offenbar für größere Projekte empfohlen: Die Trilogie Der Herr der Ringe fand ihren Abschluss im Dezember 2003.

Whale Rider Mit ihrem zweiten abendfüllenden Spielfilm Whale Rider, der Verfilmung eines Romans von Witi Ihimaera, gelang Niki Caro im Jahr 2002 ein weltweiter Erfolg, der von Kritikern und Publikum gleichermaßen hoch gelobt wurde und zahlreiche Filmpreise gewann. Eine Oscar-Nominierung brachte der während der Dreharbeiten zwölfjährigen Hauptdarstellerin Keisha Castle-Hughes ihre Darstellung eines Mädchens ein, das sich gegen die männlich dominierte Tradition der Maori, verkörpert durch ihren Großvater, durchsetzt. Die in schönen Bildern und ergreifenden Szenen erzählte Geschichte gibt gute Einblicke in die Kultur der Maori und die Herausforderungen, denen sie in modernen Zeiten auch in weitestgehend intakter Umgebung auf dem Land gegenübersteht.

River Queen In den Jahren 2006 und 2007 wurden in Neuseeland weitere hochkarätig besetzte Filme gedreht, die wieder neuseeländische Themen zum Gegenstand haben. Leider finden nicht alle den Weg in deutsche Kinos oder laufen nur in wenigen Städten. Dafür sind die meisten aber mittlerweile auf DVD erschienen. Der in Neuseeland lebende Australier Roger Donaldson verfilmte die Geschichte von Burt Munro, einem Mann aus Invercargill, der sich im Jahr 1920 ein Motorrad kaufte und mit diesem im Jahr 1967, als er 68 und sein Motorrad 47 Jahre alt war, einen Weltrekord aufstellte. Der Film trägt den Namen, mit dem das Motorrad bedacht wurde: The World's Fastest Indian. Vincent Ward hat nach diversen Turbulenzen den Film River Queen fertiggestellt, in dem Samantha Morton eine nach Neuseeland ausgewanderte Irin spielt, deren Familie in die Maori-Kriege der 1860er Jahre verwickelt wird. Neben Morton spielen Kiefer Sutherland und einige der bekanntesten neuseeländischen Schauspieler.

In den letzten Jahren hat sich Neuseeland zu einem beliebten Drehort entwickelt, auch wenn die erzählte Geschichte nicht wirklich etwas mit Neuseeland zu tun hat. In »Der Herr der Ringe« spielt die Landschaft eine der Hauptrollen; und diese Landschaft wird auch in anderen Filmen gerne als Umgebung genutzt, so beispielsweise in Vertical Limit, wo der Mount Cook als Double für den K2 dient, und The Last Samurai, der in der Nähe des Mount Taranaki gedreht wurde. Auch die ersten beiden Folgen von The Chronicles of Narnia wurden teilweise in Neuseeland gedreht. Regie führte dort mit Andrew Adamson ein weiterer Neuseeländer, der bislang im Trickfilm aktiv war. Interessant ist außerdem die Kurzfilmszene, deren Produktionen mitunter auch in Deutschland gezeigt werden.